Wie Frankreichs Einspeisetarife Solarenergie-Produzenten belohnen

Verstehen Sie Frankreichs Einspeisetarife für Solarenergie: Wie Produzenten belohnt werden und was 2025 zu erwarten ist.

Rainer Neumann (Pen Name)
July 23, 2025
8
Minutes

Stellen Sie sich Folgendes vor: Ein Hausbesitzer in Lyon installiert eine Photovoltaikanlage mit 9 kWp. Doch anstatt „nur“ Stromkosten zu sparen, erzielt er jährlich 1.100 € Einnahmen – über 20 Jahre garantiert. Keine Zukunftsvision, sondern Realität: Willkommen im französischen Einspeisevergütungssystem (FiT – Feed-in Tariff).

Im Gegensatz zu Modellen wie dem deutschen „Net-Metering“ zahlt Frankreich fixe Vergütungssätze pro eingespeister Kilowattstunde, unabhängig vom Eigenverbrauch. Dieses Modell bildet seit Jahren das Rückgrat der französischen Energiewende – mit langfristiger Planbarkeit, bankfähiger Kalkulation und klar definierten Renditechancen für Haushalte und Unternehmen.

Doch wie genau funktioniert dieses Vergütungssystem? Und lohnt sich der Einstieg 2025 noch – angesichts sinkender Solarkosten und regulatorischer Verschiebungen durch die neue RED-III-Richtlinie der EU? Dieser Leitfaden liefert die Antworten.

Frankreich hat bereits 8,4 GW an Dach-PV über FiT-Programme installiert – doch das Wachstum stagniert. Jetzt investieren, bevor neue Kürzungen greifen?

Was ist die Einspeisevergütung und wie funktioniert sie in Frankreich?

Die französische Einspeisevergütung (FiT) ist ein gesetzlich garantierter Preis, den PV-Anlagenbetreiber für den in das Netz eingespeisten Strom erhalten – unabhängig vom Eigenverbrauch. Basis ist ein 20-jähriger Abnahmevertrag mit EDF (Électricité de France) im Rahmen der sogenannten “Obligation d’Achat”. Die Tarife sind nach Anlagengröße gestaffelt, werden quartalsweise von der CRE (Commission de Régulation de l’Énergie) angepasst und sichern eine planbare Einnahmequelle.

Unterschied zur Eigenverbrauchsvergütung (Net Metering)

Viele verwechseln die französische FiT mit dem Eigenverbrauchsmodell – doch die Unterschiede sind grundlegend:

  • Net Metering: Nur der nicht selbst verbrauchte Strom wird vergütet – oft dynamisch oder zeitvariabel.
  • Feed-in Tariff: Für jede eingespeiste kWh gibt es einen festen €/kWh-Satz, unabhängig vom Zeitpunkt oder Tarifmodell.
  • Optional kombinierbar mit Eigenverbrauch – bei „Überschuss“-Modellen.

Fazit: Die französische FiT bietet mehr Stabilität und ist ideal für Banken, Finanzierer und langfristig orientierte Investoren.

Aktuelle Tarife nach Anlagengröße (Stand Q1 2025)

Anlagengröße Einspeisemodell Vergütung (€/kWh) Vertragsdauer
< 3 kWp Volleinspeisung 0,2349 20 Jahre
3–9 kWp Volleinspeisung 0,1996 20 Jahre
9–100 kWp Volleinspeisung 0,1362 20 Jahre
3–9 kWp Überschusseinspeisung ~0,13–0,15 Variabel

Die Tarife werden vierteljährlich degressiv angepasst.

Obligation d’Achat – Die Grundlage der Vergütungsverträge

Das Programm Obligation d’Achat (OA) ermöglicht Betreibern von kleinen und mittleren PV-Anlagen die direkte Vergütung durch EDF:

  • Laufzeit: 20 Jahre
  • Monatliche Abrechnung nach Einspeisung (Enedis-Zähler)
  • Indexierung an die Inflation
  • Vertraglich gesichert – auch für kleine Anlagen ohne PPA-Infrastruktur

Wichtig für EPCs: Banken und Finanzierungsgeber nutzen OA-Verträge zur Absicherung von PV-Krediten und zur Ermittlung belastbarer ROI-Prognosen.

Wer ist förderfähig und wie läuft die Antragstellung?

So attraktiv die französische Einspeisevergütung ist – die Förderfähigkeit hängt von zahlreichen Kriterien ab: Systemgröße, Dachtyp, Einspeisemodell, Gebäudenutzung etc. Fehler bei der Dokumentation oder beim Modell (z. B. „Volleinspeisung“ vs. „Überschuss“) führen häufig zu Ablehnung oder Verzögerung.

Wohngebäude (3–9 kWp) – Das Förder-Sweetspot

Privathaushalte profitieren am meisten im Bereich zwischen 3 und 9 kWp – mit hohen FiT-Sätzen und geringen Netzanschlussauflagen.

Voraussetzungen:

  • Montage auf einem Gebäude (keine Freifläche, außer Agri-PV)
  • Modell: Volleinspeisung oder Überschussmodell
  • Enedis-Zähler und Netzanschluss bestätigt
  • Antrag muss innerhalb von 18 Monaten nach Netzanschluss gestellt werden

Hinweis: Dieses Segment bietet das beste Verhältnis aus Förderung, Amortisation und Planbarkeit.

Landwirtschaftliche und gewerbliche Gebäude (bis 100 kWp)

Auch Lagerhallen, Ställe und Gewerbedächer bis 100 kWp sind förderfähig – aber unter verschärften Auflagen:

  • Gebäude muss mindestens 5 Jahre alt sein
  • Keine gleichzeitige Förderung durch Prime à l’Autoconsommation oder CEE (Kumulationsverbot)
  • Bei nachträglicher PV-Integration: ggf. BPU (Baugenehmigung) nötig
  • Nur erlaubt auf Bestandsbauten mit gewerblicher Nutzung

Tipp: EPCs im gewerblichen Bereich sollten aktuelle CRE-Richtlinien zur Förderkappung sowie lokale Anschlussbedingungen unbedingt prüfen.

Checkliste – Dokumente, Fristen und Einreichung

Unvollständige Anträge sind die häufigste Ablehnungsursache. Verwenden Sie diese Checkliste für eine schnelle Abwicklung:

  • ✅ Netzanschlussanfrage (Demande de raccordement) über Enedis
  • ✅ Eigentumsnachweis oder Nutzungsberechtigung
  • ✅ Installationsvertrag mit zertifiziertem Unternehmen (Label QualiPV)
  • ✅ Netzkapazitätsnachweis des Verteilnetzbetreibers (DSO)
  • ✅ Unterzeichneter Obligation d’Achat-Vertrag
  • ✅ Bestätigung der CRE-Registrierung
  • ✅ Inbetriebnahmemeldung (Mise en service)

Bearbeitungszeit:

  • < 9 kWp: 8–14 Wochen

 9 kWp: 12–20 Wochen

Was disqualifiziert eine FiT-Anmeldung? (Netzanschluss, Doppelförderung usw.)

Trotz attraktiver Vergütungssätze kann ein Antrag auf Einspeisevergütung in Frankreich durch kleine Fehler scheitern. Diese häufigen Fallstricke führen zu Ablehnung oder massiven Verzögerungen:

  • 🚫 Doppelförderung verboten: Eine Kombination aus Einspeisevergütung und Förderprogrammen wie MaPrimeRénov’ oder Boni für Eigenverbrauch ist unzulässig
  • 🚫 Verspätete Antragstellung: Wird der Antrag nach Inbetriebnahme gestellt, entfällt die Förderfähigkeit
  • 🚫 Freiflächenanlagen im Wohnbereich (außer Agri-PV) sind nicht förderfähig
  • 🚫 Netzüberlastung in ländlichen Regionen kann zu Einspeisebegrenzung oder Ablehnung führen

Wirtschaftlicher Nutzen der Einspeisevergütung für Haushalte und Unternehmen

Frankreichs FiT-System macht Photovoltaik nicht nur zur Stromkostenbremse – sondern zur aktiven Einnahmequelle. Je nach Einspeisemodell (Überschuss oder Volleinspeisung) lassen sich Rendite und Amortisation signifikant beschleunigen.

ROI-Beispiel: 6 kWp Wohnanlage in Toulouse

Eine PV-Anlage mit 6 kWp auf einem typischen Einfamilienhaus in Toulouse demonstriert das Potenzial des FiT-Modells:

  • Systemkosten: ca. 11.500 € (nach reduzierter TVA)
  • Jahresproduktion: ca. 7.800 kWh
  • Davon eingespeist: ca. 4.800 kWh
  • FiT-Satz (Q2 2024, < 9 kWp): 0,135 €/kWh
  • Jahreseinnahmen (Einspeisung): 648 €
  • Stromkosteneinsparung (Eigenverbrauch): 380 €
  • Gesamtnutzen pro Jahr: 1.028 €
  • Amortisationsdauer: ~9,5 Jahre (ohne zusätzliche Boni)

Einspeisemodelle: Überschuss oder Volleinspeisung?

Je nach Verbrauchsverhalten lohnt sich entweder:

1. Überschusseinspeisung (Autoconsommation + Vente de Surplus)

  • Eigenverbrauch hat Vorrang
  • Nur überschüssiger Strom wird vergütet (niedrigerer Satz)
  • Kombination aus Stromersparnis + Einnahmen

2. Volleinspeisung (Vente Totale)

  • Gesamte Produktion wird eingespeist
  • Höherer Vergütungssatz
  • Keine Eigenverbrauchsvorteile

Familien mit tagsüber bewohntem Haus profitieren oft stärker von Überschusseinspeisung. Zweitwohnsitze oder landwirtschaftliche Objekte bevorzugen meist die Volleinspeisung.

Besteuerung der Einspeiseerlöse (Abattement Forfaitaire vs. Micro-BIC)

In Frankreich sind Einnahmen aus der Einspeisung grundsätzlich steuerpflichtig – jedoch gelten großzügige Freibeträge:

  • < 305 €/Jahr: vollständig steuerfrei
  • 305–70.000 €: Pauschalabzug von 71 % – nur 29 % werden versteuert (Abattement Forfaitaire)

 9 kWp oder gewerblich: Versteuerung im Rahmen von Micro-BIC

Viele Eigentümer planen bewusst Systeme unter 7 kWp, um unter der 305 €-Schwelle zu bleiben – für maximale Rendite ohne Steuerpflicht.

Vergleichstabelle – ROI mit und ohne Einspeisevergütung

Fazit: Der Verzicht auf die Einspeisevergütung bedeutet fast doppelt so lange Amortisationsdauer – bei gleicher Investition.

Herausforderungen und Grenzen des französischen FiT-Systems

Trotz seiner Struktur gilt das französische FiT-Programm nicht als frei von Nachteilen. Besonders Verzögerungen, Degression und Netzengpässe können Projekte ausbremsen oder rentabel machen.

Tarifanpassung & Degression

Die Vergütungssätze werden quartalsweise durch die CRE (französische Regulierungsbehörde) überprüft und ggf. reduziert:

  • Q2: 9 kWp → 0,135 €/kWh
  • Q4: gleiche Anlage → nur noch 0,132 €/kWh

Schon 3 % Degression pro Quartal kann über 20 Jahre einen hohen Einnahmenverlust bedeuten. Timing entscheidet.

Netzengpässe in ländlichen Regionen

Verteilnetzbetreiber (v. a. Enedis) melden Netzüberlastung in Teilen von Okzitanien und Nouvelle-Aquitaine:

  • Netzanschlussanträge werden verzögert oder abgelehnt
  • Einspeiseleistung wird gedeckelt
  • Große Anlagen benötigen ggf. teure Netzverstärkungen

Immer vorab die Enedis-Kapazitätskarte prüfen, insbesondere bei Anlagen > 9 kWp.

Keine Kombination mit anderen Förderprogrammen erlaubt

Frankreich verbietet Doppelförderung:
Keine Kombination von FiT mit:

  • MaPrimeRénov’
  • CEE-Prämien (Certificats d’Économie d’Énergie)
  • Eigenverbrauchsboni
Antragsteller müssen sich für eins der Modelle entscheiden: Einspeisevergütung ODER Eigenverbrauch + Bonus – nicht beides.

Lange Bearbeitungszeiten bei Enedis oder lokalem Netzbetreiber

Trotz zunehmender Digitalisierung dauert die finale Vertragsbestätigung durch Enedis oft 6–12 Wochen:

  • In ländlichen Regionen sogar länger
  • Fehlerhafte Unterlagen durch den Installateur verzögern den Prozess weiter

➤ Tipp: Pufferzeiten bei ROI-Berechnungen und Inbetriebnahmedatum einkalkulieren

Wie schneiden Einspeisevergütungen im Vergleich zu anderen französischen Förderungen ab?

Frankreichs Solarförderlandschaft geht weit über das FiT-System hinaus. Eigenverbrauchsboni, Steuervorteile und reduzierte Mehrwertsteuer spielen ebenfalls eine Rolle. Doch was rechnet sich am besten?

Einspeisevergütung vs. Prime à l’Autoconsommation

  • Die Prime à l’Autoconsommation belohnt hohen Eigenverbrauch mit einem über 5 Jahre ausgezahlten Bonus.
  • Die Einspeisevergütung hingegen honoriert jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde.
  • FiT ist ideal bei hohem Einspeisepotenzial
  • Autoconsommation lohnt sich bei viel Tagesverbrauch (z. B. Homeoffice-Familien)

Fazit:

  • Zweitwohnsitze oder landwirtschaftliche Betriebe → oft FiT sinnvoller
  • Bewohnte Häuser mit hoher Tageslast → profitieren mehr vom Eigenverbrauchsbonus

Integration mit MaPrimeRénov’ und reduzierter TVA (10 %)

Weitere ergänzende Fördermechanismen:

  • MaPrimeRénov’: Kein direkter PV-Zuschuss, aber kombinierbar bei energetischer Sanierung
  • TVA (MwSt) reduziert auf 10 % für Anlagen < 3 kWp (bei zertifizierter Installation)

Diese Maßnahmen senken die Anschaffungskosten, ersetzen aber nicht die FiT-Einnahmen. Sie sind vor allem in ganzheitlichen Modernisierungspaketen sinnvoll.

Tabelle – Wann lohnt sich welches Fördermodell?

Szenario 🟩 FiT wählen 🟦 Eigenverbrauch wählen
Familie tagsüber außer Haus ✅ Volleinspeisung rentabel ❌ Kaum Eigenverbrauch möglich
Viel Tageslast (z. B. Homeoffice) ❌ Geringe Einspeisung ✅ Bonus maximieren
Ländliche Region mit Netzengpässen ❌ Export evtl. blockiert ✅ Lokaler Eigenverbrauch besser
Anspruch auf Wohnbauförderung ❌ FiT schließt Bonus aus ✅ Kombinierbar mit MaPrimeRénov’
EPC kennt sich mit Netzformalitäten aus ✅ Fachunterstützung nutzen ⚠️ Bonus einfacher zu beantragen

Der richtige Weg hängt ab von Verbrauchsverhalten, Netzkapazität und EPC-Kompetenz.

Empfehlungen von EPCs nach Anlagengröße

Erfahrene Solarteure orientieren sich bei der Wahl des Fördermodells an Größe und Nutzungsprofil:

  • < 3 kWp: Eigenverbrauch + Boni meist wirtschaftlicher
  • 3–9 kWp: Entscheidung nach Nutzungsmuster (Tag/Nacht, Haushaltsprofil)
  • 9–100 kWp: FiT oft überlegen, v. a. für landwirtschaftliche Betriebe oder KMU

Software wie SurgePV ermöglicht den direkten ROI-Vergleich beider Modelle – hilfreich in der Beratung und Angebotsgestaltung.

Fazit

Frankreichs Einspeisevergütungssystem bleibt auch 2025 ein zentrales Förderinstrument – insbesondere für Privathaushalte und kleine Unternehmen, die auf langfristige Planung und stabile Einnahmen setzen.

Mit 20-jährigen Verträgen, fixen kWh-Tarifen und der Option auf Kombination mit steuerlichen Maßnahmen bietet das FiT-Modell ein überzeugendes Renditeprofil – sofern rechtzeitig beantragt.

Doch: Die Zeit läuft. Mit der Umstellung auf dynamische Tarife und netzreaktive Modelle im Zuge von RED III profitieren vor allem frühe Antragsteller, die noch in den bestehenden Vergütungssätzen einsteigen.

Ob du EPC, Energieberater oder Eigenheimbesitzer bist: Jetzt ist der richtige Moment, sich für den passenden Vergütungspfad zu entscheiden – fundiert, simuliert und professionell begleitet.

FAQ – Einspeisevergütung für Solarstrom in Frankreich

Wie lange läuft ein typischer FiT-Vertrag in Frankreich?

Die meisten Anlagen unterliegen dem Obligation d’Achat-Programm von EDF – mit 20 Jahren Laufzeit und garantierten kWh-Tarifen.

Kann ich die Einspeisevergütung mit MaPrimeRénov’ kombinieren?

Nein. Die Kombination von FiT mit MaPrimeRénov’, Eigenverbrauchsboni oder CEE-Zuschüssen ist nicht zulässig – du musst dich für ein Modell entscheiden.

Was passiert, wenn die Tarife nach Antragstellung sinken?

Kein Problem – dein Tarif ist mit Vertragsabschluss fixiert für 20 Jahre. Senkungen betreffen nur neue Anträge.

Wo sehe ich, ob mein Gebiet genug Netzkapazität hat?

Über die Enedis-Netzkarte oder beim örtlichen DSO. Vor allem in ländlichen Regionen (z. B. Okzitanien) gibt es teils Einschränkungen.

Bekommen auch große Gewerbeanlagen (> 100 kWp) eine FiT?

In der Regel nicht. Großanlagen müssen meist über Ausschreibungen, Direktvermarktung oder PPAs vergütet werden.